
Klaus Englert – Wie wir wohnen werden. Die Entwicklung der Wohnung und die Architektur von Morgen
Theorie„Wie wir wohnen werden. Die Entwicklung der Wohnung und die Architektur von Morgen“ von Klaus Englert ist 2019 im Verlag Phillip Reclam jun. in Ditzingen erschienen. Hier die 2. Aktualisierte und erweiterte Auflage. Neben dem Autor kommen am Ende des Bandes drei namhafte Architekten und Ingenieure zu Wort: Werner Sobek, Tobias Wallisser und Winy Maas von MVRDV.
Das Buch gliedert sich grob in vier Teile:
1. Eine Kurze Analyse über „die Misere am Wohnungsmarkt“. Hier wird der aktuelle Stand der Wohnungsnot in Deutschland geschildert, ganz informativ, jedoch wenig Neues.
2. Kommt ein ausgiebiges Referat der Schriften Walter Benjamins und Siegfried Gideons, wobei auf weite Strecken unklar bleibt, was das mit der gegenwärtigen Misere zu tun hat, ob hier nun die Ursachen oder mögliche Lösungen liegen. Man kommt schließlich zu dem Schluss, dass weder das eine noch das andere der Fall ist. Der Autor füllt hier einfach ein bisschen Text auf, 200 Seiten sind eben besser als 100. Kernaussage dieses Abschnitts, wenn man denn eine herausdestillieren kann, ist die, dass sich Architektur von der Höhle zum Nest entwickelt, von der Monumentalität zu Luft, Licht und Freiheit, von der Stabilität zur Mobilität. Die Helden sind die Vertreter der Moderne, die Bösewichter deren Kritiker, Heidegger, Sedelmayr, Bloch und Co. Das scheint mir eine etwas simple Auffassung zu sein.
Die drei abschließenden Interviews machen die Sache nicht besser.
Werner Sobek hat immerhin Fakten parat und damit das Problem des übergroßen materiellen Fußabdrucks im Blick. Leider glaubt Herr Sobek immer noch, dass sich all unsere Probleme mit immer noch stärker ausgeklügelter Technik schon lösen lassen werden. Tobias Wallisser schwärmt vom genossenschaftlichen Wohnen, residiert selbst aber lieber im Berliner Altbau. Winy Maas von MVRDV schließlich schwadroniert über die Postmoderne, als Vorbild für Pluralität. Das scheint mehr die Vergangenheit, bestenfalls den Status Quo der architektonischen Debatte abzubilden. Eine grundlegende Transformation der Architektur, wie im Titel annonciert kann ich hier beim besten Willen nicht erkennen. Alles in allem also eine journalistische Arbeit mit wenig Tiefgang.



