13.03.2025

De aedibus Ausgabe Nr. 46 – Armando Ruinelli + Partner

De aedibus Ausgabe Nr. 46 – Armando Ruinelli + Partner ist in 2., unveränderter Auflage 2015 beim Quart Verlag in Luzern erschienen. Eingeleitet wird der Band mit Texten von Heinz Wirz, Nott Caviezel und Armando Ruinelli selbst.

Armando Ruinelli ist ein Architekt der neuen Sachlichkeit. Ein Vertreter des „einfachen“ Bauens, der das Vorhandene aufgreift, um es neu zu interpretieren und weiterzuentwickeln. Daher schreibt Nott Caviezel über das Vorgehen des Architekten: 

„Wie in der Musik, reihen sich zuweilen auch in der Architektur die Einzelteile zu Themen. Komponisten und Architekten bauen auf ihnen, bauen mit ihnen, variieren sie und wiederholen sie in neuem Zusammenhang. Themen können hier und dort moduliert werden, von einer Tonart zur anderen, können eine bezeichnende Stimmung erzeugen.“ […] Das Arbeiten mit Themen ist in der Architektur so naheliegend wie in der Musik.“ (Seite 10)

Ruinellis gebaute Interventionen fügen sich nahtlos in das gewachsene bauliche Umfeld. Sie spielen mit den Formen und der Materialität der vorhandenen dörflichen geprägten Umgebung. Das Neue fügt sich ein. Diese Bauten sind keine Selbstdarsteller. Ihre Qualität liegt nicht in herausgekehrter Extravaganz, sondern in den wohlüberlegten, ausgetüftelten handwerklichen Details und deren meisterhafter Umsetzung. Dadurch werden Jahrhunderte alte Bautraditionen in die Moderne übersetzt. Die Architektur ist hier kein vordergründiger Historismus, sondern Neuinterpretation des Vorhandenen. „Weiterbauen“ könnte das Schlagwort sein, das über Ruinellis gesamter Arbeit steht. Grundlage dafür ist eine sensible Auseinandersetzung mit dem Bestand und eine Selbstbeschränkung in der Wahl der baulichen Mittel und Materialien. Man könnte sagen, Ruinelli spielt mit den Regeln der lokalen Tradition. In diesem Spiel entsteht nach den alten Regeln dennoch immer wieder etwas Neues. Sein ganzes Unterfangen durchweht er „Geist der Kontinuität“. Maßstab und Maßstäblichkeit bleiben in Ruinellis Bauten so erhalten. Das Neue tritt auch in seinen Proportionen und seiner Größe nicht unangenehm in Erscheinung. Es geht dabei weniger um die Kopie bestehender Bautypen als vielmehr um die Übernahme eines „Habitus“, einer Haltung – fasst möchte man sagen um ein bauliches „Ethos“.

Ein weiteres wesentliches Moment von Ruinellis Ansatz lässt sich unter dem Schlagwort „Atmosphäre“ fassen. Der Architekt beschreibt das wie folgt:

„All dies soll dem eigentlichen Zweck der Architektur dienen – nämlich der Schaffung eines Raumes, der uns emotional berührt. Die besondere Atmosphäre entsteht durch ein gelungenes Zusammenspiel der Proportionen, des Lichts, der Details, der richtigen Kombination der Materialien sowie einer »selbstverständlichen« Architektur. Eine geduldige Suche und das angeeignete Fachwissen sind unablässig, damit sich der Zauber offenbart und die Architektur uns in ihren Bann zieht.“ (Seite 28)

Architektur ist ein Zusammenspiel verschiedener, wesentlicher Momente – Licht, Raumproportion und Stoff spielen hier die entscheidende Rolle. Dieses Spiel ergibt ein stimmiges Ganzes, das in seiner Ganzheit emotional auf den Bewohner wirkt – eine Stimmung, die sich auf uns überträgt. Sinnliche Erfahrung und persönliche Stimmung verschmelzen hier miteinander.