
Es handelt sich um ein Bilderbuch mit etwa 44 Bauten und Produktdesigns des belgischen Architekten. Unterbrochen wird die Bilderflut hin und wieder durch narrative Miniaturen verschiedener Autoren. Es handelt sich also um ein klassisches „Coffee-Table-Book“. Schön anzuschauen, leicht eingängige Ästhetik zum widerstandslosen Durchblättern.
Van Duysen selbst zeigt sich als Meister der stofflichen Abstraktion, ein Mittler zwischen Bauhaus und den Vertretern einer zweiten, „anderen“ Moderne (Kahn, van der Laan, Ando). Formale Klarheit trifft ausdrucksstarke Stofflichkeit. Van Duysen verstrickt sich nicht in den erst postmodernen, dann später dekonstruktivistischen Zeitgeist, auch wenn er am Beginn seiner Arbeit einem Richard Meier sehr nahekommt. Es gelingt ihm, seine Arbeiten immer wieder neu zu entwickeln. Anders als bei vielen Architekten der letzten Dekaden des vergangenen Jahrhunderts, gibt es bei van Duysen keinen spezifischen Duysen-Stil. Architektur und Design entwickeln sich – entlang eines klassisch modernen Formenkanons – aus der jeweiligen Aufgabe heraus. Diese Aufgabe wird bis ins letzte Detail handwerklich verfolgt.
Konsequent spürt der Bildband diesen Aspekten des handwerklichen Fügens und stofflichen Gestaltens nach und fast sie in kongeniale Bilder. Der Fokus liegt auf dem „Design“, ebenso wie auf dem virtuosen Umgang van Duysens mit verschiedenen Stoffen, wie Backstein, edlen Hölzern, Marmor usw. Die Darstellung des architektonischen Raums, der sich oft nur schwer fotografisch einfangen lässt, kommt dabei etwas zu kurz. Die Wiedergaben der Bauten durch zeichnerische Mittel (Risse, Schnitte oder Perspektiven) lassen sehr zu wünschen übrig. Es gelingt dem Betrachter nicht, für sich im Geiste, aus den gegebenen Darstellungen das große Ganze zu rekonstruieren. Alles verliert sich in – zum Teil austauschbaren – fotografischen Impressionen. Dabei bietet gerade van Duysens Oeuvre einen schier unerschöpflichen Reichtum an mehrere Ebenen übergreifenden räumlichen Bezügen.
Dieser Sammelband richtet sich an den Laien, der gerne ein hübsches Accessoire auf dem Couchtisch liegen hat. Damit teilt das Buch das Schicksal so vieler Publikationen zum Thema Architektur.